Leerstand im Ausnahmezustand
Das Parkhaus hinter dem "Zentrum Kreuzberg" befindet sich im Ausnahmezustand: vereinzelt parkende Autos auf der unteren Etage und Treffpunkt für Drogendealer und Konsumenten. Ab dem zweiten Stockwerk Leerstand. Kostenpflichtiges Parken gehört hier der Vergangenheit an. Man würde abreißen, wenn das nicht so teuer wäre. Was kommt nach dem Parken?
Das in den 60er Jahren geplante Zentrum Kreuzberg in Berlin entstand als soziale Utopie städtischen Lebens: 300 bezahlbare und komfortable Wohnungen, Freilichtbühne, Terrassencafes und hängende Gärten - vor allem für Bewohner mit türkischem Pass. Heute steht das Zentrum Kreuzberg für Misere und Ghetto und hat eine der höchsten Arbeitslosenquoten in Berlin
Traum von der Selbständigkeit
Das Nutzungskonzept von Pony Pedro passt sich der aussichtslosen Lage an. Wer kann kommerziell betreiben, was nicht einmal zum Parkplatz taugt? Die Lösung: Geschäftsgründungen und Nutzgärten auf den Parkparzellen. Vom 14. - 22. Juli 2007 ist das ungenutzte Parkhaus der Wohnanlage Austragungsort des Projekts "Kampf auf dem Parkdeck". Pony Pedro inszeniert mit Langzeitarbeitslosen und Anwohnern des Kottbusser Tors einen Bazar und eine Nutzgartenanlage.
Utopie und Realität - Existenzkämpfe
Jeder Teilnehmer erhält einen Parkplatz als "Gewerbe"- oder Gartenfläche und ein Startkapital: auf den Parkparzellen entstehen temporäre Geschäftsgründungen und Gemüsegärten. Aufgabe ist es, auf diesem Parkplatz und mit den vom Startkapital angeschafften Produktionsmitteln die eigene Existenz zu sichern. Vom Tellerwäscher zum Millionär, raus aus der Arbeitslosenstatistik: ist der Handel noch so klein, bringt er mehr als Arbeit ein.
Selbstversorger aus der Nachbarschaft bepflanzen acht Parkplätze - Mais, Paprika und Kartoffeln für die Kreuzberger Eigenernte. Auf dem Parkhausdach blühen die Nutzgärten vor urbaner Betonkulisse. Und nebenbei nutzen die Anwohner das Dach mit Laubenbar, Grillpätzen und bester Aussicht als Naherholungsort vom Alltag.
Eigeninitiative ist auch das Thema des Bazars: Schmuck-Recycling ab 1 Euro, Gebrauchtwagen-Kaufberatung oder der Zigarettendreh-Service sind Businessmodelle am Rande des Existenzminimums. Bei den Kleinstunternehmern in der Grauzone geht es nicht um Gewinnmaximierung und Status, sondern ums Überleben und um die Freiheit, mehr als nur eine Maßnahme vom Arbeitsamt zu sein.
Doch wie arbeiten, wenn man offiziell arbeitslos ist? In der Welt von Hartz IV ist das Mini-Business nicht vorgesehen. Die Inszenierung fragt nach der Wirksamkeit gängiger Existenzgründungsmodelle und nach der Zukunft der Arbeit - durch Irritation, Zuspitzung und Übertreibung von Realität. Und sie zeigt Lebenslagen und -modelle, die sich der veränderten Arbeitsmarksituation angepasst haben.
Eine abendliche Veranstaltungsreihe mit inszenierten Schaukämpfen, Band-Battles und Diskussionen runden das Bazarprogramm ab.
Konzeption, Leitung und Inszenierung
Pony Pedro - Franziska Werner,
Mark Thomann, Sebastian Wagner
Ausstattung Dachgärten und Bazar
Conny Herrford
Isabell Schmidt
Presse und PR
Pressewerke - Agnes Manier
Veranstaltungstechnik
Ronny Scholz
Mitarbeit Produktion
Tatjana Brode
Praktikantin
Tina Bär
Fotos
Katja Renner, Sebastian Wagner
Video Gewächshaus
Marcel Neudeck
Gärten in Kooperation mit
Humboldt-Universität zu Berlin
Fachbereich Urbaner Gartenbau
Prof. Christian Ulrichs
Studienprojekt: Nicolas Kryza, Sandro Steinbach
Musikprogramm
Festsaal Kreuzberg
Talking Business - Gesprächsrunde
Moderation: Judith Albrecht
Gäste: Anja Zielas (Wirtschaftsförderung Bezirksamt Neukölln), Cetin Sahin (LOK. a.Motion GmbH), Matthias Rick (Raumlabor), Christine Schöffler und Peter Blakeney (Het Poortgebouw)
Herzlichen Dank für Hilfe und Unterstützung:
Bier Kombinat Kreuzberg, Herr Aktürk von Misir Carsisi, Mustafa Solmaz, Teka vom Festsaal Kreuzberg für das Musikprogramm, Antje Mann (Kulturring), Ingo Knechtel, Conny Orwat, Tamara Fischer (Kulturring), Till Apelt von Wildwuchs, Kremer Hausverwaltung (Frau Vynogradova), Herr Kutschan (Hausmeiser Zentrum Kreuzberg), Frederik Wehlmann (für den Strom), Thorsten Schoppe für das Bier, Marcel Neudeck für die Videodokumentationen, Arne Schmitt für Aufbauhilfe und alles andere, Judith Albrecht für die schöne Zusammenarbeit, Inge Raddatz vom Mieterbeirat, Richy vom Möbel Olfe, Thomas Heise für die kontinuierliche Unterstützung und Begleitung, Dr. Franz Schulz, Claudia Grüneberg (Kreuzberger Kinderstiftung), Ole Voss (für die Tore), Thorsten Brand vom Lido (für die Stühle), allen Gärtnern und Bazarstandbetreibern für die Zusammenarbeit mit uns, den türkischen Gärtnerinnen für das viele leckere Essen in der ganzen Zeit und all den vielen anderen.
Fachgebiet urbaner
Gartenbau
kulturring in Berlin e.V.
Manteuffelstr. 53
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